Mitbringsel für Dich von meiner Berlin Fahrt
Selten war ich auf einem so bewegenden Städtetrip wie vergangene Woche. Ich war mit einer Reisegruppe drei Tage lang in Berlin. Was ich dort erlebt habe, und warum mich das so beeindruckt hat, davon möchte ich Dir heute erzählen. Berlin ist Bewegung. Berlin ist aufregend, inspirierend, einfach anders als alles hier in Deutschland.
Berlin ist einfach anders
Unsere Reisegruppe.
Foto: Bündnis 90/Die Grünen
Die Bundestagsabgeordnete Filiz Polat (Bündnis 90/Die Grünen) hatte Ehrenämtler aus ihrem Wahlkreis Osnabrück-Land zu einem Besuch eingeladen. Da ich seit einiger Zeit im Wiehengebirgsverband Weser-Ems e.V., einem Wanderverein, Mitglied bin, flatterte die Einladung auch über meinen Schreibtisch. Ich musste nicht lange überlegen und meldete mich direkt an!
Von Osnabrück in drei Stunden in die Hauptstadt
Wir starteten am Osnabrücker Hauptbahnhof. Von dort geht ein IC in drei Stunden direkt in die Hauptstadt. Längst hatte ich verdrängt, wie oft ich schon in Berlin war - wie sehr mir Berlin immer am Herzen lag. Ich habe sogar noch Erichs Lampenladen, den Palast der Republik, persönlich betreten. Das war 1990, als ich mit einer Bünder Reisegruppe die geteilte Stadt besuchte.
Berlin ist Bewegung
Bruder Kuss - Breschnew und Honecker. Berliner East Side Gallery.
Foto: privat
Meine Begeisterung für diese pulsierende Metrolpole hatte ich völlig vergesen. Plötzlich im Zug tauchten alle Bilder wieder wie ein Schwall Konfetti vor meinen Augen auf: von meiner Mountainbike Tour durch die City, von der Schlagerparty in der 90er Jahren in irgendeinem abgewrackten Ostkeller, dem Loveparade Besuch mit dem Golf1 meiner Freundin, die Zeit beim SAT1 Frühstückfernsehen mit Andrea Kiewel, das Praktikum bei der Berliner Zeitung, meine Tacheles-Besuche. Die Liste ließe sich endlos fortsetzen.
Verdrängt und plötzlich wieder da
Krass, wie wir manche Dinge und Erlebnisse einfach verdrängen können, und es nur einen Auslöser braucht. Und plötzlich ist alles wieder da! Hast Du das auch schon mal erlebt? Ich wollte immer nach Berlin. Ich hatte sogar ein Jobangebot bei SAT1, mir fehlte allerdings der Mut, mein Studium in die Hauptstadt zu verlegen. Als ich das neulich einer Freundin aus Bayern erzählte, antwortete die: “Das wusste ich gar.” Tja, ich auch nicht mehr.
Geschichte erleben
Zurück zur Fahrt vergangene Woche. Wir starteten die Tour mit einem Besuch des Berliner Fernsehturms. Anschließend fuhren wir zum Denkmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma. Gruselig, wie Menschen über andere Menschen richten können. Wir wissen es - und deswegen ist es umso wichtiger, sich unserer Geschichte immer wieder bewusst zu werden! Diskrimierung fängt am eigenen Küchentisch an.
Anschließend besuchten wir das Brandenburger Tor, schlenderten entlang der Straße “Unter den Linden”, bevor es am Abend ins Derag Living Hotel nach Weissensee ging, ein tolles, 4 Sterne Haus im Norden der Stadt.
Gedenkstätte Hohenschönhausen
Am Freitag hatten wir zunächst einen Termin im Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung, bevor uns unser Busfahrer Uwe am Mittag an einen sehr bewegenden Ort brachte - zum ehemaligen Stasigefängnis Hohenschönhausen.
Unglaublich, was die Häftlinge dort erlebt haben, und kein Blogartikel dieser Welt kann dieses Geschehen beschreiben, was auf dem Areal während der DDR-Diktatur passiert ist.
Ich möchte Dir stattdessen ein Buch ans Herz legen. Thomas Raufeisen hat die Erinnerungen an seine bewegende Geschichte in “Ich wurde in die DDR entführt. Von meinem Vater. Er war Spion.” (HERDER) festgehalten. Raufeisen ist einer der Zeitzeugen, die die Geschichte von Hohenschönhausen wachhalten. Ein Teil unserer Gruppe durfte ihn persönlich kennenlernen.
Erinnungen an die DDR-Diktatur wachhalten
Wir haben an diesem Nachmittag von so vielen menschenverachtenden und grausamen Taten gehört, dass ich noch jetzt eine Gänsehaut bekomme, wenn ich darüber schreibe.
Demokratie leben
Wenn Du mal in Berlin bist, besuche diesen Ort. Es ist wichtig, die Erinnerung wachzuhalten, um zu verstehen, wie gut wir es haben, in einer Demokratie zu leben!
Busrundfahrt mit Anekdoten
Nach unserem Gedenkstätten-Besuch ging es zurück zum Bus. Ein Stadtführer nahm uns nun mit auf eine spannende Stadttour mit vielen kleinen, interessanten Anekdoten. Die Rundfahrt führte uns von Hohenschönhausen, über Mitte in den Westen der Stadt. Durch Kreuzberg, am Bahnhof Zoo vorbei, zur East Side Gallery und schließlich zum Potsdamer Platz. Mir sind all diese Ort so vertraut, als wenn ich dort gelebt hätte. Das habe ich nie.
Im Zeichen der Politik
Der dritte Tag stand im Zeichen der Politik. Wir besuchten die Reichstagskuppel, den Plenarsaal und lernten unsere Gastgeberin Filiz Polat schließlich persönlich kennen. Eindrücklich schilderte sie ihre Arbeit u.a. als Ordentliches Mitglied im Ausschuss für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung und stellvertretendes Mitglied im Ausschuss für Innneres und Heimat.
Die drei Tage Berlin sind schnell vergangen. Das Programm war großartig. Wenn Du mal die Chance hast, auf Einladung eines/r Bundestagsabgeordneten nach Berlin zu fahren. Mach es. Du lernst unsere Hauptstadt noch einmal von einer ganz andere Seite kennen.
Ich möchte Dir noch etwas mit auf den Weg geben. Denk mal darüber nach, was Dich als junger Mensch begeistert hat. Dafür stelle ich Dir ein paar Fragen. Schreibe die Antworten auf. Du weißt, Schreiben wirkt.
Tauche ab in Deine Welt
Oft liegen unsere Wünsche und Ideen in der Tiefe unseres Seins begraben. Ganz sicher kannst Du das ein oder andere wieder ans Tageslicht holen. Erinnere Dich, und tauche ab in Deine Welt. Das tut gut!
Meine Fragen für mehr Bewegung in Deinem Leben:
Was hat Du vielleicht längst verdrängt, was Dir früher Spaß gemacht hat?
Wofür hast Du Dich als junger Mensch begeistert?
Welche Orte wolltest Du mit 20 immer schon besuchen?
Viel Spaß beim Entdecken!
Deine Susanne