Serie: Mutige Frauen “Mein neues Leben”

Beamtenstatus adé: Maike Fuchur hat ihren sicheren Lehrerjob an den Nagel gehängt, um ihr Leben der Kunst zu widmen

Unsere Welt braucht mutige Frauen, die ihren eigenen, einzigartigen Weg gehen. Diesen Frauen möchte ich künftig eine Bühne bieten und sie hier Dir in meiner neuen Interview-Reihe “Mein neues Leben” vorstellen.

Eine dieser mutigen Frauen ist Maike Fuchur alias Maike Hölscher-Settnik aus Ostwestfalen-Lippe. Sie hat ihren Job als Lehrerin gekündigt, um voll und ganz als Künstlerin zu wirken und ihre Persönlichkeit zu leben.

Maike verarbeitet Materialen, die sie auf ihren Waldspaziergängen sammelt. Foto: Engelke

Einen neuen Weg wagen

Maike hat bis vor kurzem als Sonderpädagogin an einer Schule mit dem Förderschwerpunkt Geistige Entwicklung gearbeitet. Erst Anfang 2023 hat die dreifache Mutter sich überlegt, ihren sicheren Beamtenstatus an den Nagel zu hängen, um sich als Künstlerin selbstständig zu machen.

Es war ein langer Prozess

Bis dahin war es ein langer und nicht immer leichter Prozess. Ich habe Maike vor kurzem in ihrem Atelier in Bünde besucht und mich mit ihr über ihren bewegenden Weg unterhalten.

Maike, warum gibst Du Deinen sicheren Beamtenstatus auf?

“Ich befinde mich immer noch in einem einjährig unbezahlten Urlaub, in dem ich mich, dank der Zeit, die ich zum Nachdenken hatte und habe, in ein neues Leben katapultiere.

Ich stelle fest, dass ich nun mein Leben meiner Berufung und damit mir selber widmen muss. Die Kunst ist mein Leben. Ich gebe mich ihr nun vollständig hin und vertraue ab jetzt meinem inneren Ich und dem Bedürfnis, dieses mittels der Malerei auszudrücken.

MaikeFuchur

Maike Fuchur in ihrem Atelier in Bünde/OWL. Foto: Engelke

„Ich musste etwas ändern!“

Im Februar 2023 musste ich meiner Schule verbindlich sagen, ob ich wiederkomme.

Ich habe gespürt: Ich will nicht bis zum Lebensende in der Schule sein. Ich wollte auf keinen Fall die Malerei, die ich in der Zeit bis dahin vertiefen, der ich mich hingeben und mich darin entwickeln konnte, wieder vernachlässigen. Es musste sich etwas ändern!

Mein Entschluss stand fest: Ich kündige! Von diesem Moment an nannte ich mich selbst „Künstlerin“.

Ich entschied mich dazu, Künstlerin zu sein, obwohl ich es die ganze Zeit schon war, es in mir steckte, aber eben nicht bewusst gelebt werden konnte. Ich hatte zu viel anderes ,Gepäck’ dabei.

Und mit dieser Änderung kam so ein Freiheitsgefühl in mir auf: Die Welt stand mir plötzlich offen.”

Wer oder was hat Dir geholfen, Deinen eigenen Weg zu erkennen?

“Ich habe lange an unserem Küchenfenster gesessen, rausgeschaut, sinniert und viele Interviews und Podcasts gehört.

Gespräche mit Künstler*innen, Schauspieler*innen, von Leuten, die etwas gewagt haben im Leben, sich ihren Glaubenssätzen entgegen gestellt und gegen die Norm der Gesellschaft gehandelt haben, um ihren eigenen Weg zu gehen.”

Wie sah Dein bisheriger Berufsweg aus?

“Nach dem Abitur habe ich ein Diakonisches Jahr in einer Therapie-Einrichtung für Männer mit schwerst-mehrfachen Behinderungen absolviert.

Danach habe ich Sonderpädagogik mit den Schwerpunkten „Geistige und körperlich motorische Entwicklung“ und das SEK I - Lehramt mit dem Schwerpunkt-Unterrichtsfach „Kunst“ an der Universität zu Köln studiert.

Mein vorwiegendes Interesse der praktischen Arbeit galt natürlich dem Studium der Kunst (schmunzel).

Drin in der Künstlerszene

Nach meinem ersten Staatsexamen hatte ich meine erste große Kunst-Ausstellung im Rathaus Spenge.

Damals war ich schon mal richtig drin in der Künstlerszene, hatte einige Ausstellungen, und habe 1997 den Kulturförderpreis des Kreises Herford gewonnen, war mit einer Bilder-Präsentation im WDR-Fernsehen zu sehen.

Es folgte das zweite Staatsexamen direkt im Anschluss an das Referendariat und im Anschluss mein erstes Jahr im Job als Sonderpädagogin in einer Förderschule in Espelkamp. Das hatte nichts mit Kunst zu tun.

Ich war bereits verheiratet, bekam drei tolle Jungs, und die Zeit verflog.

Jeder steckt auf seine Art in soetwas drin. Jeder weiß, wovon die Rede ist, der Familien- und Joballtag, in dem man funktioniert und sich das Leben schön macht. So ist es, einfach schön.”

Job, Familie, Kinder, das Haus, der Garten – hattest Du auch einen Ausgleich?

“Ich habe weiter viel gemalt. Die Kunst blieb immer mein Ausgleich zum Alltag. Als Jugendliche und auch später, als ich es mir zeitlich mit den Kindern und parallel zur Schule erlauben konnte, hatte ich ein Pferd und bin viel geritten. Heute streife ich mit meiner Mischlingshündin Fina durch die Wälder. Ich liebe es, in der Natur zu sein.”

Fuchur: “Können wir unsere Natur durch den Blick auf die Natur, durch ihre Bewusstmachung neu sehen lernen?” Foto: Engelke

Erinnerst Du Dich noch an Deine ersten Berührungspunkte mit der Kunst?

“Ja, sehr stark sogar. Ich bekam eine Gänsehaut, wenn ich als Kind mit meiner Tante Helga zeichnen durfte. Immer wenn sie mal zu Besuch war, aus Nürnberg, war es ihre Leidenschaft mit Buntstiften zu zeichnen. Helga hatte das Downsyndrom. Von jeher hatte der bildnerische Ausdruck einen großen Stellenwert in meinem Leben. Ich habe immer Zeichnungen angefertigt und verschenkt.”

Wie geht es Dir heute?

“Super! Ich bin ein anderer Mensch. Ich habe gelernt, in mich zu schauen, durchs Nichtstun, nur nachzudenken.

Ich bin dadurch so tief an mein Innerstes gelangt, dass ich spüren kann, was wichtig ist für mich und wie ich mich am besten und am liebsten ausdrücke.”

Wie willst Du als Künstlerin wirken?

“Wir sind Natur. Das will ich mit meiner Kunst zum Ausdruck bringen. In unserem geschäftigen Alltag tritt das Gefühl für uns selbst, für unsere natürlichen Bedürfnisse und die Liebe zu uns selbst in den Hintergrund.

In der heutigen Zeit müssen wir uns als „Kämpfer“ in der Gesellschaft bewähren und haben verlernt, auf das innere Bedürfnis zu hören.

Mit kräftigen Farben, Kleister und Zeitungspapier

Das ist es, was uns wirklich ausmacht.

Können wir unsere Natur durch den Blick auf die Natur, durch ihre Bewusstmachung neu sehen lernen? Das frage ich mich, und darauf möchte ich auch mit meinen Arbeiten hinweisen.

Ich arbeite mit nachhaltigen Materialien, verwende kräftige Farben, Kleister und Zeitungspapier, um Malgründe selbst zu schaffen.

Ich modelliere auch mit Kleister und Zeitungspapier, liebe es, mich gefühlvoll durch die Bearbeitung des Materials, viele Äste sind darunter, mich dem gestalterischen Ausdruck hinzugeben.”

Was gibst Du uns Frauen mit auf den Weg, Maike?

“Lerne, Dir wieder selbst zu vertrauen. Finde Dich selber toll! Mach Dir unbedingt bewusst, dass Du gut bist, wie Du bist und dass Du Dein Leben leben darfst. Und denk dran: Du musst gar nichts!“

Wenn Du mehr über Maike Fuchur erfahren willst, folge ihr auf ihrem Instagram-Kanal Maike Fuchur oder unter www.maikefuchur.com.

 

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